Täglich versuchen Millionen Bakterien, Viren, Parasiten und Pilze, in unseren Körper einzudringen. Sie leben in der Luft, in Nahrungsmitteln, auf den unterschiedlichsten Gegenständen (wie z.B. Handgriffen in der U-Bahn), auf der Haut und in den menschlichen Körperhöhlen selbst.
Viele der Mikroorganismen schaden uns nicht, ja, wir brauchen sie sogar, zum Beispiel bei der Verdauung. Allerdings greifen jene Mikroorganismen, die uns schaden, vor allem unser Immunsystem an. Für den einen harmlos, der andere liegt flach. Blöder Zufall?
Die Aufgabe unseres Immunsystems ist es, unseren Organismus vor schädlichen Substanzen wie Bakterien oder Viren freizuhalten.
Aus dieser Aufgabe leitet sich auch das Wort Immunsystem vom lateinischen „immunis“ ab. Es bedeutet „frei sein“, „unberührt sein“.
Das Immunsystem kann nicht isoliert betrachtet werden. Es steht in enger Verbindung mit der Haut, dem Atmungs-, Verdauungs-, Hormon- und Nervensystem. Deshalb kann es auch nur unter Einbeziehung dieser Einflüsse nachhaltig stabilisiert werden. Untersuchungen bestätigen, dass die Immunabwehr auch von psychischen Faktoren wie Stress oder Trauer abhängig ist.
So können lang andauernde psychische Belastungen das Immunsystem schwächen und die Entwicklung von Krankheiten fördern. Unsere Immunabwehr sollte in Balance sein. Das ist sie, wenn körpereigenes vom körperfremden Material unterschieden und körperfremde Stoffe wiederum von harmlosen und krankheitsfördernden differenziert werden können. Ist das Immunsystem dazu nicht in der Lage, resultiert daraus entweder eine überschießende Immunantwort in Form einer Allergie oder eine ungenügende Immunantwort, die sich als Immunschwäche zeigt.
Auch unsere Abwehr passt sich an
Wir kennen das von Kleinkindern: Prägung nimmt in den ersten sieben Lebensjahren eine entscheidende Rolle ein. Ob Kinder gerne Musik hören, Karotten oder Fruchtgummi essen und respektvoll mit dem Gegenüber umgehen, entscheiden wir mit, indem wir unseren Kindern unser soziales Verhalten vorleben. Auch unser Immunsystem unterliegt diesem Prozess. Es „lernt“ im Laufe seines Lebens, mit Stressoren umzugehen.
Grob unterteilen wir das Immunsystem aus dieser Perspektive einerseits in die angeborene, unspezifische Abwehr, andererseits in die anpassungsfähige, erworbene spezifische Abwehr.
Die unspezifische Abwehr steht Antigen-unabhängig von Geburt an zur Verfügung. Sie ist sehr schnell und sorgt dafür, dass z.B. Bakterien, die durch eine kleine Wunde in die Haut eingedrungen sind, rasch und noch am Ort ihres Eindringens unschädlich gemacht werden.
Die angeborene Abwehr „schlägt“ rasch, aber mit geringer Treffsicherheit, zu. Sie ist sozusagen der Trupp „fürs Grobe“. Die spezifische Abwehr dagegen arbeitet ähnlich wie ein Erkennungsdienst und ist gegen ein spezielles Antigen gerichtet.
Was versteht man unter Antigenen?
Als Antigene werden all jene körperfremden oder fremd gewordenen Strukturen bezeichnet, die über unser Immunsystem einen Gegenangriff, die Immunabwehr, auslösen. Diese spezifische Abwehr braucht länger (Tage bis Wochen), um einen effektiven Gegenschlag vorzubereiten. Dafür besitzt sie eine große Selektivität (Treffsicherheit).
Die spezifische Abwehr arbeitet sich wie ein Detektiv voran: langsam und konzentriert stellt sie sich auf den Angreifer ein, um ihn dann gezielt zu bekämpfen. Außerdem hat das spezifische Abwehrsystem die Fähigkeit, sich die Erreger „zu merken“ (Antigen-Gedächtnis). Bei erneutem Angriff auf den Körper werden die Eindringlinge bereits von spezifischen „Anti-Körpern“ erwartet und schnell und effektiv unschädlich gemacht.
Ob wir uns nun mit Erkrankungen der Haut, der Schleimhäute, mit Allergien oder chronischen Entzündungen befassen – all diesen Erkrankungen ist gemeinsam, dass die ersten Barrieren unseres Immunsystems überrannt wurden und die weiteren Abwehrsysteme des Organismus den gestiegenen Anforderungen nicht stand halten können. Auf biochemischer Ebene haben wir es bei all diesen Beschwerden immer mit dem gleichen Phänomen zu tun: Mit einem Übermaß an zellschädigenden Radikalen bei gleichzeitigem Mangel an biologischen Feuerlöschern, sogenannten Anti-Oxidantien. Dass hinter Antioxidantien viel mehr steckt als ein paar Zitronen, lesen Sie im nächsten Blog.